Honigbienen leben in einem Bienenstock auch Beute genannt und wenn man Bienen halten möchte so steht man vor vielen Entscheidungen, so auch der Wahl der Beute. Das Thema Bienenhaltung ist sehr sehr tief und damit auch die Möglichkeiten und natürlich die Meinungen. Ich habe und versuche mir das Thema aus den verschiedensten Richtungen anzulesen auch wenn für mich schnell feststand, dass ich naturnah/naturgemäß imkern möchte. Oft wird in diesem Zusammenhang auch über wesensgemäße Imkerei gesprochen. Aber selbst unter letzterem verstehen viele etwas anderes und es entsteht schnell Streit. Ich denke, dass die meisten Imker sehr naturverbundene Menschen sind, welche so naturnah Imkern wie es ihre Ziele und Gegebenheiten eben zulassen. Was sind also meine Ziele? Ich möchte etwas für die Bienen tuen, ich möchte etwas für meinen Garten tuen, ich möchte etwas lernen, ich möchte etwas Honig und Wachs ernten und vielleicht Met herstellen. Bei solchen Zielen wird dann oft von extensiver Imkerei gesprochen (im Gegensatz zu intensiver), manchmal wird dem Praktizierenden auch der Name Imker abgesprochen und er stattdessen Bienenbeobachter genannt. Streitigkeiten darüber sind mir aber gleich und wie man mich nennen mag auch, ich will auch niemandem sagen, dass das was er da tut falsch ist. Wichtig ist nur, dass mir die extensiver ausgelegte Imkerei Spielraum gibt, Spielraum den der ein oder andere nicht hat, den ein Imker, der davon leben will, sicher nicht hat, leider, aber das muss man sich immer bewusst machen, wie auch schon bei der Pflanzenkultur im Garten im Vergleich zum Landwirt. Auf der anderen Seite will aber auch ich das Ganze handhaben können, lernen können und mit all dem was ich sonst noch tue vereinbaren können, das heißt auch für mich müssen Dinge praktisch sein und so will ich die Bienen zum Beispiel nicht in einem Korb, Baumstamm oder einer Klotzbeute halten, was der Natur sehr nahe kommen würde und es gibt auch genug Menschen, welche das erfolgreich praktizieren.

Wenn man sich anfängt damit auseinanderzusetzen muss man wissen, dass der Umgang mit den eigenen Völkern Betriebsweise genannt wird. Diese Betriebsweise entscheidet einfach was man wann oder in welchen Situationen standartmäßig tut. Wie geht man zum Beispiel damit um, dass die Bienen im Frühsommer schwärmen wollen, um neue Völker zu bilden? Verhindert man das, wenn ja wie? Oder lässt man sie? Um nur mal ein Beispiel genannt zu haben. Auf die Betriebsweise, welche mir vorschwebt möchte ich im nächsten Artikel eingehen. Mit einer Betriebsweise eng verknüpft werden oft bestimmte Beutetypen (Behausungstypen). Diese Verknüpfung besteht oft allerdings zu Unrecht und ist eher historisch bedingt. Manche Beuten eignen sich zwar für bestimmte Betriebsweisen besser als andere, manchmal vielleicht auch wirklich gar nicht, aber erstmal ist vieles möglich. Trotzdem steht am Anfang oft die Wahl des Beutetypen, wenn dieser nicht schon vorgegeben ist, durch Vater, Opa, Verein oder Imkerpate.
Der Standarttyp einer Beute ist die Magazinbeute (siehe oben), wie wir sie auch beim Besuch von Erik’s Bienen gesehen haben. Diese Beuten bestehen aus mehreren aufeinander gestapelten Kästen, Zargen genannt, in denen dann wiederum herausnehmbare Rahmen eingehängt sind auf denen die Bienen ihre Waben bauen. Es gibt dutzende verschiedene Systeme, welche sich meist hauptsächlich in den Maßen unterscheiden. In diesen Beuten lässt sich auch recht naturnah Imkern, wenn man es denn möchte, trotzdem sind gerade unter Anhängern naturnaher Bienenhaltung einige andere Beuten auch sehr beliebt, da sie teilweise etwas bessere Voraussetzungen dafür mitbringen.

Ich zum Beispiel wurde sehr schnell angezogen von der Warré Beute und der mit ihr vom gleichnamigen Abbé Warré zusammen 1948 beschriebenen Betriebsweise. In dieser Beute werden auch Zargen aufeinandergetürmt, welche oben jeweils aber nur Holzträger haben an denen die Bienen ihre Waben dann frei bauen können. Nun ganz frei (Wildbau, siehe oben) sind sie hier dabei auch nicht, denn dafür sind eben die Träger da, sie geben die Richtung vor. Dies nennt man dann Stabilbau im Gegensatz zu den Rahmen der Magazinbeuten, welche sich ziehen lassen und zusätzlich meist schon über eine vorgefertigte Wachsmittelwand verfügen. Diese gibt den Bienen die Größe der Wabenzellen vor, womit man z.B. die Aufzucht von Drohnen (männlichen Bienen) verhindern/steuern kann. Aber genau hier muss man schon aufpassen, um Betriebsweise und Beute nicht zu vermischen: Ohne Mittelwände in den Magazinbeuten würde den Bienen auch erlaubt freier zu bauen, wenn auch nicht im Stabilbau, es ist einfach nur nicht so üblich. Aber zurück zur Warré Beute bzw. Betriebsweise. Die Beute kann man sehr einfach selbst bauen und ich finde sie optisch sehr ansprechend. Sie ist vom Aufbau einem hohlen Baumstamm nachempfunden und so gibt es auch Versionen, welche versuchen eher an eine Runde Form heranzukommen, um noch naturnäher zu sein. Das Motto von Warré’s Betriebsweise war es möglichst wenig in den Staat und die Beute einzugreifen, um die Bienen nicht zu stören und es gleichzeitig einfach zu halten für jedermann (auch Anfänger). Dies ist heute nach der Meinung der meisten Experten so nicht mehr möglich, da es zu Warré’s Zeiten die Varroamilbe (ein Parasit, welcher die Bienen befällt und einer der größten Probleme heutiger Imkerei) noch nicht gab. Aber auch dazu gibt es zahlreiche Anpassungen, welche die Betriebsweise versuchen upzudaten. Eine deutsche Übersetzung und Abbés Buch, eine Bauanleitung der Beute und eine modernisierte Betriebsweise nach Warré von Bernhard Heuvel gibt es hier. Sehr empfehlenswert, nicht nur für Imkerei nach Warré, ist auch das Forum der Immenfreunde. Und wie ich eingangs schon sagte, selbst wenn man nicht mit der entsprechenden Beute imkern will, oder anders arbeiten will, so lohnt es sicher doch mal reinzuschauen wie es die anderen machen und warum.

Obwohl mich die Beute immer noch sehr interessiert bin ich aber mittlerweile davon ab mit dieser zu beginnen. Warum? Der größte Punkt ist wohl wirklich, dass es sehr schwierig ist in das Volk hereinzuschauen und z.B. die Königin zu finden und das ist ja auch per Design so. Vieles kann der Experte sicher schon von außen erkennen, aber der Anfänger eben nicht und es ist auch noch schwer dabei zu Lernen. Dass der Honig nicht geschleudert werden kann, da es keine herausnehmbaren Rahmen gibt, ist mir dagegen z.B. egal. Auch nicht optimal finde ich, dass Honigräume aufgesetzt werden, d.h. neue Kästen oben drauf gestellt werden, damit die Bienen mehr Nektar einlagern. Dies entspricht eben nicht der Natur der Bienen, welche ihr Nest nach unten ausbauen, nicht nach oben, und den Honig nah bei ihrer Brut lagern, nicht weit weg, wo dann aber der Imker gut herankommt.
Viel besser gefällt mir da mittlerweile die Einraumbeute von Mellifera e.V. Auf diese bin ich auch schon früh gestoßen, habe sie damals aber vorschnell wieder verworfen. Diese Beute besteht, wie der Name schon sagt, aus einem Raum bzw. einfachem Kasten mit sehr hohen Rahmen, womit das Brutnest nicht geteilt wird, wie in Magazinbeuten oft üblich. Das Nest wird hier nach hinten, in der Horizontalen erweitert, was und das muss man auch ganz klar sagen, auch nicht der Natur der Bienen entspricht, aber oft als guter Kompromiss angesehen wird. Durch diesen Aufbau kommt man bei Bedarf sehr gut an die einzelnen Rahmen heran und muss nicht einen Turm aus Kisten auseinanderheben, bzw. Honigräume abnehmen, um an das Brutnest zu kommen. Auch findet dies auf einer Hochwabe Platz und muss nicht bei der Kontrolle geteilt werden. Üblicherweise, werden hier keine Mittelwände in den Rahmen verwendet, das heißt die Bienen bauen frei aber im Mobilbau. Auch ist die Beute üblicherweise unten geschlossen, um den Bienen eine bessere Regulation der Stockluft zu ermöglichen. Eigentlich wird heute meist auf offenen Gitterböden geimkert, da dies gleich mehrere Vorteile bringt: Es können viel besser abgestorbene Varroamilben (Varroa-Fall) gezählt und damit auf ihre Bestandsgröße geschlossen werden und die Bienen fangen im frühen Frühjahr auch nicht zu früh an zu brüten, da ihnen der warme Stock zu große Sicherheit vorgaukelt. Zuletzt gibt es auch keinen Schimmelbefall in einer nach unten hin offenen Beute. Dies ist sicherlich noch der Punkt über den ich am meisten nachdenke, aber das gute ist: Auch diese Beute lässt sich gut selber bauen und so bin ich frei in dem was ich tue. Ein Nachteil diese Beute ist, dass es sehr wenig Material dazu gibt wie man sie am besten betreibt, aber das schreckt mich nicht ab und vielleicht gelingt es mir ja sogar diese Lücke ein wenig zu schließen.

Nicht unerwähnt bleiben soll hier auch die Top bar hive (Oberträgerbeute), welche der Einraumbeute sehr ähnlich ist, aber noch einen Schritt weiter geht. Denn hier werden wieder keine Rähmchen verwendet sondern nur Träger, wie bei der Warré Beute (Stabilbau). Damit können die Bienen auch nicht wild bauen (die Richtung ist durch die Träger vorgegeben, auch wenn sie sich nicht immer ganz dran halten), aber freier als mit einem Rahmen (Wildbau > Stabilbau > Mobilbau > Mobilbau mit Mittelwand). Abgeschrägte Wände sollen hier verhindern, dass die Bienen die Waben an die Seitenwände anbauen, was meist nicht 100%ig funktioniert und so müssen diese bei einer Kontrolle oft von der Seitenwand geschnitten werden. Zudem neigen die Waben bei unvorsichtiger Kontrolle zu brechen, da sie im Normalfall keine weitere Unterstützung haben. Auch diese Beute hat aber viele Anhänger unter den naturnahen Imkern.
Der Vollständigkeit halber möchte ich auch nur kurz die Bienenkiste nennen. Diese Kiste wird im Normalfall nicht geöffnet, ist also für minimale Beeinflussung durch den Imker konzipiert. Die Bienen bauen teilweise frei und es ist sogar möglich kleinere Mengen Honig zu ernten. Sie ist konzipiert worden, um vor allem junge Menschen mit Interesse einen einfachen Weg zu bieten sich mit Bienen auseinanderzusetzen. Das Konzept ist sicherlich spannend und kommt ursprünglich auch aus einer Ecke, welche nicht ganz unwissend ist was die Bienenhaltung angeht, nämlich auch Mellifera e.V. .
Ich habe mich nun aber erstmal für die Einraumbeute entschieden und werde mir einige bauen (wird es natürlich hier zu sehen geben 😉 ). Aber wie schon mehrfach angedeutet ist die verwendete Beute mit Nichten das wichtigste, viel zentraler ist es wie man diese betreibt. Und so möchte ich euch im nächsten Beitrag von meiner Idee einer Betriebsweise mit der Einraumbeute erzählen, um diese dann im nächsten Jahr und Jahren, auch mit euch, gegen die Realität zu prüfen und anzupassen.