(Hühner-)Ställe werden oft gekalkt und das macht man schon immer, aber warum eigentlich? Die Antworten auf diese Frage sind erstaunlicherweise recht unterschiedlich und sowas spricht immer ganz gerne dafür, dass das viele gar nicht mehr so genau wissen. Ich wusste es vor meiner Recherche sowieso nicht 😉 . Aber was man schon immer gemacht hat kann wohl nicht schaden, oder?
Nun, das stimmt oft, aber leider nicht immer und so hab ich mich kritisch gefragt was das soll. Am häufigsten hört man, dass Kalken gut gegen die Vogelmilbe ist und diese fernhält. Das sind gleich zwei Versprechungen. Fakt ist, gelöschter Kalk ist stark ätzend und antiseptisch und bietet damit vor allem (Schimmel-)Pilzen, Bakterien und Krankheitserregern eine langanhaltend schlechte Grundlage. Wenn ein Bestand an Vogelmilben schon da ist und so eine Milbe mit Löschkalk überstrichen wird so geht das für sie sicherlich auch nicht gut aus, aber für akuten Milbenbefall gibt es wohl bessere Mittel. Über längere Zeit aber hemmt der Kalk die Vogelmilbe nicht besonders stark. Was ich allerdings selbst beim kalken festgestellt habe ist, dass dieser sehr schön offenporiges Material, wie bei mir ungeschliffene OSB-Platten, verschließt und das kann natürlich gegen die Milben auch nicht schaden. Der Kampf gegen Milben bleibt aber nicht der Hauptzweck des Kalkanstrichs. Ein weiterer Nebeneffekt, zu der der Desinfektion, ist natürlich, dass der Stall schön lichtdurchflutet wird und wir haben schon oft angemerkt, dass die Hühner das mögen. Ihr habt es aber schon herausgelesen, ich habe mich dazu entschieden den Stall auch zu Kalken.

Wenn man seinen Stall kalken möchte steht man nun vor einer weiteren Entscheidung. Löschkalk oder Branntkalk? Branntkalk (Calciumoxid, CaO) entsteht, wenn man Kalk (CaCO3, Calciumcarbonat) stark erhitzt (>800°C). Aus dem Branntkalk entsteht, dann unter Hinzugabe von Wasser und bei großer Hitzeentwicklung, Löschkalk (Ca(OH)2, Calciumoxid). Wenn man davon spricht einen Stall zu kalken so tut man dies nicht mit Kalk sondern eben mit diesem gelöschten Kalk (Löschkalk, Kalkhydrat, Sumpfkalk, …) und diesen gibt es zum Beispiel im Baumarkt, auch schon streichfertig. Man kann den Kalk aber auch selber löschen, indem man Branntkalk kauft (den gibts nicht im Baumarkt) und diesen vorsichtig zu Wasser hinzugibt. Dabei ist aber äußerste Vorsicht geboten und unbedingt die Augen zu schützen! Warum sollte man dann letztes überhaupt tun? Erstens ist es mindestens um einen Faktor 3 günstiger und dem frisch gelöschten Kalk wird auch eine höhere desinfizierende Wirkung nachgesagt. Ich habe mich für letzteres entschieden und erzähle euch wie ich genau vorgegangen bin, am Ende der Seite gibt es auch ein Video wie das Anrühren von statten gegangen ist.

Den Branntkalk (Weißfeinkalk) habe ich online bestellt für ca. 14€/25kg inkl. Versand. Daraus werden ca. 100l gelöschter Kalk. Das Mischungsverhältnis mit Wasser beträgt, 3 Teile Wasser und 1 Teil Kalk. Bitte geht unbedingt nach den Angaben, die auf eurem Produkt stehen und nicht nach meinen! Alles auf einmal wäre viel zu viel gewesen und so habe ich erst mal 15l Wasser genommen und dementsprechend 5kg Branntkalk abgewogen. Es ist sehr wichtig zuerst das Wasser vorzulegen! Dafür habe ich einen 20l Baueimer (2€) verwendet, auf keinen Fall Metallgefäße verwenden! Für größere Mengen gehen auch Speißbütten oder Regentonnen. Dann habe ich Schutzbrille, Handschuhe und Atemmaske angelegt und den Kalk vorsichtig in das Wasser gegeben und verrührt. Das Ganze reagiert heftig und wird sehr heiß, mein 20l Eimer war vielleicht etwas zu klein, aber zum Glück hatte ich eine Plane untergelegt. Die ganze Prozedur habe ich auch gefilmt, siehe unten. Danach lässt man es mindestens 10h stehen und kann es dann einfach mit einem groben Pinsel oder Quast verstreichen. Auch dabei ist eine Schutzbrille zu tragen, aber das gilt auch für den schon fertigen Streichkalk aus dem Baumarkt. Die Konsistenz ist Quark ähnlich (siehe oben). Das Streichen ging gut und ich habe nur an wenigen Stellen ein zweites Mal gestrichen. Der Anstrich deckt erst gar nicht und wird beim Austrocknen dann schnell weiß und deckend (siehe unten). Ich habe am Ende nur einen Bruchteil, vielleicht 1/4, von den angerührten 20l benötigt für ca. 18m² Wände, Decke und Boden, aber den Rest kann man im Eimer einfach stehen lassen, auch mehrere Jahre. Das ist ganz praktisch, da der Anstrich sowieso halb- oder jährlich wiederholt werden sollte.
https://www.youtube.com/watch?v=2AiFUH8uRnc
Ich hoffe der Bericht hat euch dabei geholfen zu entscheiden, ob ihr euren Stall auch kalken wollt und wenn ja, wie. Wenn ihr weitere Fragen oder Anregungen habt, immer her damit!
Weiter zum nächsten Teil: Sitzstange & Kotbrett
Zum gesamten Stallbau-Projekt geht es hier
…. und hier verließen sie ihn… Schade!
Sehr schönes Projekt hat mir viel Spaß gemacht zu lesen. Die weiter angedachten Kapitel hätten mich natürlich auch noch interessiert – und auch, wie der Stall sich dann „in Aktion“ bewährt. Speziell: wie bewährt sich der Bootslack? Zerkratzen die Hühner den nicht mit der Zeit? Wie oft muss man nachkämen? Gab es schon Milbenprobleme?
Viele Grüße, Uwe
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Hallo Uwe,
ja leider habe ich das Ganze nie zu Ende geschrieben, aber ich plane schon seit längerem das noch zu tun, es hat sich einfach sehr viel getan bei mir in den letzten beiden Jahren. Der Stall ist auch noch fertig geworden. Ich habe ihn dann aber nach einem Jahr sehr schweren Herzens wieder abbauen müssen, da ich umgezogen bin, deswegen kann ich dir leider nicht sagen, ob der Bootslack länger durchhält. Ich habe dann einen zweiten, viel mobileren Stall gebaut (dieser hier war am Ende eher für die Ewigkeit gebaut und war dementsprechend auch schwierig zu demontieren, aber auf keinen Fall zu bewegen), aber dessen Boden habe ich nicht aus OSB gemacht und deswegen auch nicht lackiert. Milbenprobleme hatte ich in den letzten 2 Jahren noch keine. Es empfiehlt sich den Stall jedes Jahr im Frühjahr zu kalken.
Viele Grüße
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Nachkalken, nich nachkämen… blöde Autokorrektur…
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